Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. (1. Petrus 1, 3)

   

Pfingsten

 

Judika

Das Wort Pfingsten stammt vom griechischen Wort pentekoste (= der fünfzigste Tag); nämlich der fünfzigste Tag nach Ostern. Die achte Woche nach Ostern ist der zweite Höhepunkt und der feierliche Abschluss der östlichen Freudenzeit. ... Oder der Tag, an dem Jesus den Menschen als Zuhause wählte.

Heute findet Ostern seine Vollendung und Erfüllung: Der Geist des Herrn, der seit dem Anfang die Schöpfung erfüllte, der sich immer wieder in der Geschichte Gottes mit seinem Volk zeigte, der sich im Leben und Sterben des Gottessohnes erwies – dieser Geist soll uns heute anleiten, das Handeln Gottes in der Welt sichtbar und spürbar zu machen. Was wäre denn Ostern, wenn wir es nicht den Menschen als Erfahrung auch ihres Lebens weitergeben würden?

Die heutigen Lesungen (1. Mose 1, 1-9; Apostelgeschichte 2, 1-21; Johannes 14, 15-27) spiegeln unmittelbare Erfahrungen des Dreieinigen Gottes wider. Doch diese Geschichten und das erste Pfingstfest vor rund 2000 Jahren waren kein historisches und einmaliges Ereignis, auf das wir heute nur ehrfürchrtig zurückschauen müssten. Denn Pfingsten ereignet sich überall dort, wo wir dem Geist freie Bahn lassen und die vielfältigen Gaben entfalten, die der HERR den Seinen schenkt. Für Paulus war es zum Beispiel noch selbstverständlich: In den von ihm gegründeten Gemeinden wusste er um die Vielfalt geistgeschenkter Gnadengaben; die Gabe, Weisheit mitzuteilen; die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln; Glaubenskraft; die Gabe, Krankheiten zu heilen; Wunderkräfte; prophetische Rede; die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden; verschiedene Arten von „Zungenrede“ – und die Gabe, sie den Anderen zu deuten.

Diese Liste dürfen wir nahezu beliebig ergänzen – auch und gerade um Dienste, die nicht die Aura des Sensationellen umgibt wie etwa die Gabe der Zungenrede oder der Krankenheilung: die Gabe, im Gottesdienst die Lesungen mit innerer Überzeugung vorzutragen, die Gabe, Alte und Kranke aufzusuchen und ihnen durch die eigene Gegenwart oder ein gutes Wort Kraft zu schenken; die Gabe, Obdachlosen zu helfen und ihnen ein „Obdach für die Seele“ zu bieten; die Gabe, neu in die Gemeinde Gezogene zu besuchen und aufrichtig zum Gottesdienst und zu anderen Begegnungen einzuladen … All dies und noch viel mehr wirkt der HERR selbst im Geist. Und immer dann, wenn nur eine oder einer von uns diejenige Gabe, die sie, die er empfangen hat, zum Dienst an den Schwestern und Brüdern einsetzt – immer dann ist Pfingsten!

Guter Gott, du schenkst uns deinen Geist. Du schenkst den Geist, der verwandelt und entflammt. Dieser Geist macht aus verschlossenen und ängstlichen Menschen Frauen und Männer, die auf den Straßen und Plätzen deine frohe Botschaft verkünden. Dieser Geist überwindet Grenzen und Sprachen, er versammelt die Völker und lässt sie über deine Taten staunen.

So bitten wir dich: Mach auch aus uns Begeisterte. Erfülle uns mit deinem Geist, damit wir auf den Straßen und Plätzen, an den Orten, an denen wir leben, begeistert und begeisterungsfähig deine österlich-befreiende Botschaft bezeugen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.